Im Prinzip kommen wir ja selten an einem Fernseher vorbei, aber so dann und wann ergibt es sich eben doch. Es gibt hier so um die 100 Sender, bzw. danach habe ich aufgehört weiterzuschalten. Man kommt dabei gut mit indischer Eigenproduktion aus. Es gibt also auch eine Fernsehwelt ohne amerikanische Serien.
Überall lief auf dem ersten Programm eine Dauerseifenoper (vielleicht waren es auch verschiedene Soaps) im Verhältnis 1:1 mit Werbung, dramaturgisch bildhaft emotional, so dass man dem groben Storyboard auch ohne Sprachkenntnisse folgen kann. Die Schwiegermutter kommt jedenfalls immer ganz schlecht weg.
Super finde ich die Sender, die nur alte Tanzfilme oder sogar nur Schwarz-Weiß-Filme (erinnert an Cinema Nuovo Italia aus der gleichen Zeit) ausstrahlen. Eine Steigerung sind dann die Kanäle, wo ausschließlich nur noch die Tanzscenen aus den alten Filmen über den Bildschirm flimmern. Die Zeiten wandeln sich, der Schnurbart bleibt. Natürlich gibt es auch die Dauerwerbesender, nur das hier halt Idli-Dämpfer, Dosa-Pfannen und Gold zum allerbesten Preis vertrieben werden.
Damit ich für Tamil Nadu auch in Zukunft eine Einreisegenehmigung bekomme, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, zu betonen, daß man hier jenseits von Bollywood eine eigene, sehr erfolgreiche Filmindustrie betreibt, genannt Tollywood. Leider war ich im Flugzeug über den im Board Entertainment angebotenen Tollywood Science Fiction eingeschlafen aufgrund von Übermüdung. Dabei war der Anfang recht vielversprechend: Erst erscheinen auf allen Smartphons garstig zwitschernde Singvögelchen und dann fliegen den Leuten die Handys auf und davon. Ich versuchs noch mal auf dem Rückflug.
Wie auch immer, gleich im ersten Hotel mit Glotze habe ich zielbewusst „India got Talent“ eingeschaltet, diese sich seuchenhaft auf dem ganzen Planeten verbreitende Version von DSDS oder „Deutschland sucht das Supertalent“. Das einzig Interessante daran ist, dass man sich hierbei in jedem Land schnell informieren kann über die klischeehafte Norm der gesellschaftlichen Zusammensetzung und die Randgruppe, welche in der Akzeptanz der Zuschauer mehr Sympathie erfahren soll.
Danach erscheint ein Schnellzeichner, der unter dramatischer Musik eine Figur auf die Leinwand pinselt.
Es entspinnt sich folgende Debatte. Ich: „Ehj, das wird Shahrukh Khan, ganz klar!“ Thomas: “ Das sieht ihm doch kein Stück ähnlich!“ Ich: „Papperlapapp, wer soll das denn sonst werden.“… Was sage ich? „Ich hab’s geschrieben.“ – Bei uns Zuhause die Kurzform für „Ich hab das Drehbuch geschrieben“, wenn der Verlauf mal wieder klar vorhersagbar ist:
Danach sind die eigentlichen Moderatoren der Show so gut wie abgemeldet, denn Shahrukh, der theoretisch zur Jury gehört, springt bei jeder Nummer der Kandidaten mit auf die Bühne. Dabei macht er überhaupt keine Werbung für seinen neusten Film „RA.One – Teil XY“. Is‘ er nicht großartig?! Vinoth hat auch hier noch eine Zugabe beizusteuern: