Auf dem ehemaligen Paradeplatz suche ich nach Schatten, um eine Zeichnung der Dänischen Festung anzufertigen. In der Nähe des Meeres höre ich die beruhigende Brandung und genieße die frische Brise von der See. Der Boden ist übersät mit Hinterlassenschaften von Ziegen und
Kühen. Im Schatten der Bäume ruhen wilde Hunde. Während ich meine Zeichnung beginne, sind tausende von kleinen Ameisen damit beschäftigt, einen riesigen Käfer zu zerlegen und abzutransportieren. Träge von der Hitze, lasse ich mir viel Zeit beim Zeichnen.
Ich beobachte, wie Jugendliche Social-Media-Fotos im Schatten der Bäume anfertigen. Zufällig kommen wir ins Gespräch und ich erfahre, dass einer von ihnen professionelle Fotografien anfertigen kann. Wir tauschen unsere Instagramkontakte aus und verabreden uns zu einem möglichen Fotoshooting.
Der sich im Schatten eines Baumes niedergelassene Bettler genehmigt sich ein Frühstück. Neben mir bemerkt dies auch eine schlaue Hündin. Winselnd steht sie minutenlang vor dem Mann. Mit großen Augen und hungrigem Magen bettelt die Hündin ohne Unterlass.
Minuten später bekommt sie die Reste vom Frühstück auf den Boden geworfen, aber die anderen Hunde um sie herum reagieren schneller und schnappen ihr das Essen weg. Währenddessen genehmigt sich der Bettler eine Zigarre und schleppt sich mühselig an seinen Holzstock geklammert zum Eingang der Dänischen Festung.
In der brütenden Mittagshitze laufe ich die Queens Street bis zur Kings Street entlang. Ein Bus für die Verkehrserziehung, der von außen vollständig mit Illustrationen beklebt ist, steht direkt vor der TELC -Schule. Mit einer Trillerpfeife werden die Schülergruppen von den Lehrern zur Räson gebracht. Beim Vorbeilaufen erkennen mich einige von ihnen wieder und winken mir grüßend zu.
Meine Arbeit an der am Vormittag begonnenen Zeichnung eines Hauses setze ich fort, während eine Kuh neben mir am Wegesrand grast und eine große Ziegenherde vorbei läuft. Bald entdecken mich auch die ersten Kinder und stehen neugierig um mich herum. Erwachsene und Passanten werden ebenfalls aufmerksam. Dazu zählt auch der eloquente Präsident des „Lionsclub“, der nach eigener Auskunft gleich um die Ecke wohnt. Fast vorwurfsvoll fragt er, warum ich sein Haus noch nicht gezeichnet habe, und lächelt mich dabei an.
Später besucht er mich erneut und bietet mir zur Stärkung Tee an. Dabei beschreibt er mir ausführlich die spezielle Wirkung seines Krafttees.
Mit dem Ruf des Muezzins beende ich meine Zeichnung. Als ich den Ort in Richtung Stadttor verlasse, treffe ich auf einen Strom von Schulkindern, der aus den unterschiedlichsten Schulgebäuden kommt. Einige der Kinder kennen mich bereits. Freundlich lächelnd rufen sie mir „Stefan!“ oder „Drawing master!“ zu.
Im „Danish Shop“ fertige ich nochmals Kopien von meinen Zeichnung an und trinke bei Ganeshan einen Kaffee. Jetzt heißt es schnell sein, denn ich habe eine Verabredung!
Kurz darauf stehe ich mit Vinoth direkt vor dem Haus von Farhana, dem jungen Mädchen, das sich so sehr eine Zeichnung gewünscht hatte. Durch lautes Rufen machen wir uns bemerkbar, denn eine Klingel gibt es hier nicht. Eine verschleierte Frau kommt zu uns, und wir erklären unser Anliegen. „Farhana!“. Mit einem Lächeln kommt das 8-jährige Mädchen die Treppe herunter und begrüßt uns aufgeregt. Freudig nimmt sie die Zeichnung an. Wir unterhalten uns auf der Veranda, und Ihre Mutter und Tanten stehen interessiert daneben.