Hampi

Hampi ist natürlich das diametrale Gegenstück zu Chitradurga. Der ultimative Touristen-Hot-Spot, völlig überlaufen, inklusive all der Nebeneffekte, die dies so mit sich bringt: Noch mehr Müll, Leute die betteln und Händler, die mit allerlei Tünnef versuchen, sich einen Lebensunterhalt zu schaffen. Die Tuck-Tuck-Fahrer-Gilde (hier sagt man ja Auto dazu) ist auch recht straff organisiert. Überall die gleichen Preise und Angebote: Tagestour mit einem Fahrer, Start am „best of the world sunrise-place“ (ich will nicht wissen, wie viele Menschen sich da früh um 7 Uhr zusammendrängeln) und jeder will einem seine Whatsapp-Nummer aufschwatzen. Nee, das lassen wir bleiben.

Aber ich kann´s auch verstehen. Hampi muss man echt gesehen haben. 26 Quadratkilometer Ruinenstadt, Unsesco Weltkulturerbe versteht sich, das kann ja kein Geheimtipp sein ;). Angeblich haben wir dabei noch Glück, denn es ist bereits Ende der Saison, also leerer als noch vor wenigen Tagen (schwer vorstellbar).

Unsere Bleibe im zweiten Stock, linkerhand Immobilie auf dem Nachbargrundstück
Immobilie auf dem Nachbargrundstück

Wir loggieren in einem Örtchen vor Hampi zwischen dem Hampi-Café und dem Happy-Hampi-Café. Das Happi Hampi Café ist der hippe Inntreff schlechthin. Ablümmeln in der Bambusloggia. Da treffen sich Russen, Briten, Italiener, Coreaner, Volk aus der ganzen Welt, und wir natürlich.

Happy Hampi Café

Für Hampi haben wir offensichtlich nicht genug Zeit eingeplant, nur 2 Übernachtungen. Abends beginnen wir schon mal mit dem Tempel, bei Sonnenuntergang, wenn die ganzen Inder dort hingehen und mit Glöckchengebimmel und Geheimzutaten ihre Rituale abhalten.

Am ersten Abend in unserer Unterkunft befasse ich mich nun doch etwas ausführlicher mit dem digitalen Ticketsystem der Altertumsbehörde… Es hat ja echt keinen Zweck, wenn wir nirgends reinkommen wegen Totalverweigerung des digiatlen „Fortschritts“. Wohl ist mir bei der Webseite allerdings nicht. Die wollen aus meiner Sicht vielzuviel wissen und ich habe nur die Chance, der Speicherung meiner Daten inklusive Kreditkarte zuzustimmen. Immerhin, man kann angeblich mit Kredit- oder Debitkarte zahlen. Tatsächlich funktioniert aber keine unserer Karten (dabei können wir schon ein ganzes Kartenspiel damit aufmachen): Identitätsprüfung abgelehnt. Das ganze System ist ohnehin völlig sinnlos, weil man notwendigerweise eine indische Telefonnummer braucht (wir haben immerhin eine) und ohne diese als Ausländer gar nicht weiter kommt. Das können die jetzt doch nicht ernsthaft bringen, oder? Ich meine, die Antikenbehörde schickt doch nicht jeden Tag 5.000 Ausländer unverrichteter Dinge wieder „nach Hause“?? Neben uns logiert ein indisches Päärchen aus Delhi. Wir fragen. Oh Gott ja, sagen die gleich, die Ticketwebseite der Altertumsbehörde ist eine maximale Katastrophe. Sie hätten es zwar geschafft zu zahlen, das digitale Ticket ist jedoch nie eingetroffen und eine Beschwerdefunktion gibt´s wohl auch nicht. Na sieh an, da habe ich die Einlasswärter in Chitradurga ja praktisch betrachtet gar nicht angeschwindelt…. Aber, bringen wir nun in Erfahrung, es gibt einen stinknormalen Ticketschalter und das meiste ist ohnehin Eintritt frei.

Um 7 Uhr fallen wir aus dem Bett und gradewegs auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Kaffestand ein. Frühstück, haben wir beschlossen, wird verschoben. Zum Glück kommt ohne weitere Bemühungen ein Tucktuckfahrer vorbei, dem wir noch ´nen Tee spendieren, dann lassen wir uns zur ersten Anlage fahren. Um die Uhrzeit ist es noch angenehm kühl und vollkommen leer. Super!

Am Rande ergibt sich wieder eine witzige Anekdote. Die amtierende Gattin des letzten Maharajas spricht Thomas an, ob er ihr wohl assitieren würde, ein Selfi-Video in historischer Kulisse zu drehen. Dann gibt sie umfassende Regieanweisungen. Sinngemaß: „Ich erscheine also hier elfenhaft die Treppe emporschwebend, die Kamera folgt mir nach links, gekonnte szenografische Drehung, ich wandele graziös zurück, Schwenk um die Ecke herum, wie ich leichtfüßig den Säulengang einmal hin und zurück tänzel. Und hier vorne dann Cut!“. Alles in Slowmotion selbstredend und den Bollywood-Soundtrack liefert sie summend auch gleich mit. Darauf Thomas: „Das wird ja ein ganzer Kinofilm, meine Dame!“ – Her Majesty: „Das versteht sich doch bitte von selbst, my Dear!“ Leider war ich nicht blickig genug und habe nur noch den Abspann mitgedreht.

Bis um 11 machen wir das, was wir eben schaffen, danach verstecken wir uns wegen Hitze in unserer Unterkunft. Am späteren Nachmittag gehen wir noch etwas rumbummeln… Ich vermute es sind schon eine Million Fotos von Hampi gemacht worden und trotzdem kann man sich keine Vorstellungen von den Ausmaßen der Anlage machen. Nichts desto trotz füge ich nun auch ein paar weitere Fotos und Videoschnipsel hinzu.

Sind wir am Vortag noch voller Tatandrang, was wir am kommenden Vormittag vor Weiterreise unbedingt alles angucken wollen, ist am nächsten Morgen der Elan verflogen. Wir zischen ab, einfach zu heiß hier, schon um 8 nicht mehr auszuhalten. Glück im Unglück, die kommenden 125 Kilometer bis Hubali dauern ewig und im Rückblick sind wir froh, zeitig genug losgekuscht zu sein. Hubali ist dann keiner weiteren Erwähnung wert, außer, dass wir mal wieder eine Nacht in einem richtig bequemen Hotel verbracht haben. Eingedreckt wie die Landstreicher treffen wir dort gegen 17 Uhr in der schnieken Lobby ein. Duschen, Waschen, Essen, Bett.

Kultur ist schön, aber manchmal macht sie einen auch fix und foxi.

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